Walter Weyers

geboren 1952 in Köln, war von 1997 bis 2016 Intendant des Landestheaters Schwaben in Memmingen. Dort zeigte er, dass anspruchsvolles Theater auch in der Provinz angenommen wird. Weyers verankerte durch unterschiedliche kultur- und sozialpolitische Projekte das Theater fest in der Stadt und der Region.

Mit der Heavy Metal-Oper-Trilogie „KLYTAIMNESTRA“, „HEL“ und „LITITH“ schuf er ein neues Theatergenre und erregte damit bundesweit und auch im Ausland Aufmerksamkeit. Immer mehr namhafte Künstler aus dem In- und Ausland interessierten sich für die Arbeit am Landestheater Schwaben. Die Zeitschrift „Theater heute“ bezeichnete Walter Weyers als Erfinder eines neuen Theatergenres.

In den Afrika-Projekten beschäftigte Weyers sich mit der problematischen Beziehung Europas zum fünften Kontinent. Im Jahre 2005 untersuchte „femmes blanches et noires“ die Rolle der Frau in der afrikanischen und in der europäischen Kultur. Im Jahr 2010 dokumentierte eine Performance das Schicksal Tausender von Minderjährigen in Uganda, die als Kämpfer im Bürgerkrieg missbraucht wurden: „Kindersoldaten“. 2012 brachte die Uraufführung von „Khady“, einer Szenenfolge nach dem dritten Teil des Romans „Drei starke Frauen“ von Marie NDiaye, die Trilogie zu einem eindrucksvollen Abschluss.

Im Jahr 2006 fanden die „Bayerischen Theatertage“ zum dritten Mal in Memmingen statt und verwandelten mit einem umfangreichen Rahmenprogramm die Stadt in eine einzige, große Bühne. Das Landestheater wurde mit einem Gesamtpreis für die konzeptionelle Idee und künstlerische Umsetzung der Produktionen „Hekuba“ und „Vermummte“ sowie die „Memminger Gespräche“ ausgezeichnet.

In seiner gesamten Amtszeit machte Weyers die Verbrechen der Nazizeit immer wieder zum Thema. So auch als das Landestheater Schwaben 2010 das 4. Treffen bayerischer Theaterjugendclubs ausrichtete. „Doch ich lebe immer noch“ lautete der Titel des Stücks, das sich mit den psychischen Leiden der Überlebenden des Holocaust befasste.

2013 waren die 15. Landesbühnentage zu Gast in Memmingen. Bei diesem Theaterfestival präsentierten die Landesbühnen Deutschlands in rund 20 Produktionen ihr breites künstlerisches Spektrum. Dabei gab es diesmal auch ein zentrales Thema. In zahlreichen Produktionen ging es um die Ausgrenzung von Minderheiten. Das Landestheater Schwaben machte den Anfang mit dem Projekt „Das ist mein Leben“. Neun Monate lang erarbeitete Weyers mit einer Gruppe behinderter Menschen einen Theaterabend, bei dem die Zuschauer selbst zu Akteuren wurden.

Bevor Weyers seine Intendanz in Memmingen antrat, war er Intendant der Schlossfestspiele Edesheim. Am Theater Trier sowie am Pfalztheater Kaiserslautern hatte er zuvor die Position des Oberspielleiters inne. Als Chefdramaturg arbeitete Weyers am Städtebundtheater Hof, am Stadttheater Lüneburg, am Pfalztheater Kaiserslautern und an den Bühnen der Hansestadt Lübeck. Als Regisseur hat Walter Weyers bisher u.a. auch an Bühnen in Saarbrücken, Karlsruhe, Düsseldorf, Kaiserslautern, Osnabrück, Würzburg, Bamberg und Coburg sowie an der Kunstuniversität in Graz gearbeitet. Heute ist Walter Weyers freier Theaterregisseur, Autor und Seminarleiter für Führungskräfte.

Autor

Seit 1998 verfasst Walter Weyers eigene Theaterstücke und Adaptionen. Eine vollständige Auflistung ist bei der Suche nach dem Autorennamen auf www.theatertexte.de zu finden.




Soziale Projekte

Während seiner Intendanz entstanden eine Vielzahl von sozialen Projekten:

Psychiatrie des Klinikums Memmingen „Begegnungen“
Projekt mit Patienten

Psychiatrie des Klinikums Memmingen „Black Dogs“
Projekt mit Patienten
Ausgezeichnet mit dem Sonderpreis bei den 28. Bayerischen Theatertagen

Bezirkskrankenhaus Memmigen „ Wie Nebel, der vom Fluss aufsteigt“
Projekt mit Betroffenen

Justizvollzugsanstalt Landsberg „Freigang“
Projekt mit Freigängern

Weitere Projekte in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Kempten Memmingen folgten.

Memminger Gespräche

In Zusammenarbeit mit Dr. Herbert Arlt rief Walter Weyers 2001 die „Memminger Gespräche“ ins Leben. Bei diesem Treffen handelte es sich um ein einmal jährlich stattfindendes Symposium, organisiert vom Landestheater Schwaben in Zusammenarbeit mit dem Wiener Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse (INST) und der Jura Soyfer-Gesellschaft in Wien.

Aus den Blickwinkeln von Theater, Philosophie, Wissenschaft und Gesellschaft verhandelten hochkarätige Referenten Themen, die Bezug nahmen zu aktuellen Inszenierungen der Bühne. Weitere Infos (PDF)